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Jul 16, 2023

Sind bangladeschische Startups zu sehr von westlichen Modellen abhängig?

Oscar Ramos ist derzeit Geschäftsführer bei Orbit Startups und fungiert als General Partner bei SOSV, einer bekannten Risikokapitalgesellschaft, die Finanzierungen für technologieorientierte Startups anbietet.

Oscar verfügt über ein Jahrzehnt operativer Erfahrung auf dem chinesischen Festland und war sowohl mit multinationalen Konzernen als auch mit innovativen Startups beschäftigt. Nach seiner Ausbildung und frühen Karriere in Spanien zog Oscar Anfang 2008 nach China.

Seitdem beschäftigt er sich aktiv mit Innovationen, Produkteinführungen, Markteinführungsstrategien, Risikokapitalfinanzierung sowie Fusionen und Übernahmen für Startups und multinationale Unternehmen.

Oscar besucht häufig internationale Konferenzen und teilt seine Erkenntnisse.

Letzten Monat besuchte er den Bangladesh Startup Summit 2023, wo er an Diskussionen teilnahm. In seiner Rede auf dem Gipfel schien Oscar Bedenken hinsichtlich der starken Nachahmung westlicher Geschäftsmodelle durch die Schwellenländer zu haben. In einem Interview mit The Business Standard teilte er auch seine scharfsinnigen Beobachtungen über Start-ups in Bangladesch mit.

Können Sie uns erzählen, wie bangladeschische Startups sich von westlichen Startup-Modellen inspirieren lassen?

Im Startup-Bereich orientieren sich Schwellenländer häufig am Westen, insbesondere an den Vereinigten Staaten, um Orientierung zu erhalten. Westliche Startups genießen Vorteile wie eine höhere Verfügbarkeit von Finanzmitteln, eine größere Medienpräsenz und robustere Kommunikationsnetzwerke. Angesichts der Größe der Branche im Westen ist es für Schwellenländer selbstverständlich, diese westlichen Start-ups als Maßstab für ihre eigenen Unternehmungen zu betrachten.

Auch wenn der Einfluss verständlich ist, welche Herausforderungen können auftreten, wenn man versucht, westliche Startup-Modelle in Bangladesch anzuwenden?

Die Herausforderungen ergeben sich aus der unterschiedlichen Dynamik der Schwellenländer. Diese Märkte weisen unterschiedliche Merkmale wie Bevölkerungsdemografie, Durchschnittseinkommen, Finanzierungsverteilungsmuster und den Zustand der physischen und digitalen Infrastruktur auf.

Darüber hinaus könnten einige der entscheidenden Voraussetzungen für Online-Unternehmen, die es im Westen gibt, in diesen Regionen fehlen.

Während [bestimmte] Strategien in manchen Kontexten [wie im Westen] gut funktionieren, lassen sie sich nicht immer nahtlos auf Schwellenländer übertragen. Die Umstände wie Einkommensverfügbarkeit, Prioritäten und Infrastrukturstatus sind in diesen Regionen sehr unterschiedlich. Dies macht die direkte Übernahme westlicher Modelle für Anleger schwierig und potenziell riskant.

Was empfehlen Sie, um die westlichen Modelle erfolgreich in Schwellenländern zu reproduzieren?

Die Eigenheiten der Schwellenländer erfordern Anpassungen in der Unternehmens- und Startup-Landschaft. Um die mit völlig neuen Geschäftsmodellen verbundenen Risiken zu mindern, orientieren sich Unternehmer häufig an etablierten Modellen. Diese Praxis trägt zur Aufklärung bei und verringert die mit innovativen Konzepten verbundene Unsicherheit.

Im Wesentlichen ähnelt es der Verwendung eines Kompasses auf dem Markt, der sich an bekannten Praktiken ausrichtet, um Risiken zu minimieren. Eine Anpassung des Modells an den lokalen Markt und das lokale Verbraucherverhalten könnte jedoch der richtige Weg sein.

Könnten Sie die Rolle der finanziellen Inklusion für das Wachstum von Technologie-Startups näher erläutern?

Finanzielle Inklusion ist eine entscheidende Säule für Startups im Allgemeinen, insbesondere im Technologiesektor. Dabei geht es darum, Einzelpersonen in das Finanzsystem zu integrieren und ihnen Zugang zu Bankdienstleistungen zu gewähren. Für Startups ist der Zugang zu Finanzierung besonders wichtig.

Bangladesch hat in dieser Hinsicht einen bedeutenden Wandel erlebt. Hier entwickelte sich die Mikrokreditvergabe zu einem autarken und wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsmodell und markierte einen Meilenstein für das Land.

Sie haben die Bedeutung von Online-Vertriebskanälen erwähnt, also den Medien, die Technologie-Start-ups für die Führung ihrer Geschäfte nutzen. Können Sie ein Beispiel dafür nennen, wie sich diese Kanäle zwischen entwickelten und aufstrebenden Märkten unterscheiden könnten?

In entwickelten Märkten können sich Unternehmen stark auf digitale Plattformen, insbesondere Desktop-Schnittstellen, verlassen. In Schwellenländern wie Bangladesch sind die Nutzer jedoch nicht nur hauptsächlich per Telefon unterwegs, sondern die meisten von ihnen nutzen nur das Telefon.

Außerdem ist die Smartphone-Durchdringung mancherorts möglicherweise nicht so umfassend. Das bedeutet, dass der einfache Übergang zur Digitalisierung möglicherweise nicht der gesamten Bevölkerung nützt. Diese Ungleichheit hat zur Entstehung alternativer Vertriebsmodelle geführt, bei denen der Schwerpunkt auf kollektiven Aktivitäten wie Gruppenkäufen liegt, die ein breiteres Publikum ansprechen und die Herausforderungen der Zugänglichkeit lösen.

Wie beurteilen Sie abschließend die Position Bangladeschs in der globalen Start-up-Landschaft angesichts seiner Stärken und Herausforderungen?

Bangladesch zeichnet sich in verschiedenen Sektoren aus, wobei die Konfektionsindustrie (RMG) eine herausragende Rolle spielt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung und zum Wachstum.

Bangladesch nimmt eine einzigartige Position in der globalen Startup-Landschaft ein. Es wird sowohl als Land mit Entwicklungsherausforderungen als auch als potenzielles Wirtschaftswachstumszentrum wahrgenommen.

Trotz externer Entwicklungshilfe konnte das Land ein stabiles Wirtschaftswachstum und ein steigendes verfügbares Einkommen vorweisen. Obwohl Herausforderungen bestehen, könnten sich Bemühungen zur Lokalisierung und Integration von Technologie als transformativ erweisen. Aufgrund seiner Bevölkerungsdichte ist Bangladesch ein idealer Ort für die Erforschung innovativer Modelle, die Bewältigung von Herausforderungen wie den Auswirkungen auf den Klimawandel und die Verbesserung der Inklusion durch technologische Effizienz.

Startup / Westliche Länder / Unternehmer

Miraz HossainOscar Ramos ist derzeit Geschäftsführer bei Orbit Startups und fungiert als General Partner bei SOSV, einer bekannten Risikokapitalgesellschaft, die Finanzierungen für technologieorientierte Startups anbietet.
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